Wer sich für professionelle Familienbilder abseits eines ausgeleuchteten Studios interessiert, wird früher oder später auch mit den einschlägigen Fachbegriffen konfrontiert. Da ist dann etwa die Rede von Lifestyle Fotografen, dokumentarischen Familienfotografinnen, Halbtagesreportagen oder Homestorys. Und was steckt eigentlich konkret hinter dem Begriff der Familienreportage? Was kommt da genau auf die interessierte Familie zu, gibt es so etwas wie Regieanweisungen oder ein Drehbuch? Die Tatsache, dass selbst die Fotograf:innen zuweilen die Begrifflichkeiten durcheinanderbringen, aber auch die immer wiederkehrenden Fragen der Familien zeigen: Es ist an der Zeit, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen und einmal die Unterschiede zwischen Lifestyle-Fotografie und der dokumentarischen Familienfotografie zu beleuchten. 

Schließlich wäre es ja gut zu wissen, was euch als Familie erwartet, wenn ihr einen Fotografen oder eine Fotografin für eure Familienfotos bucht und warum wir euch dabei (natürlich ganz unparteiisch) die dokumentarische Familienfotografie ans Herz legen.

Dokumentarische Familienfotografie: eine Definition.

Hinter dem – zugegeben etwas sperrigen – Begriff der dokumentarischen Familienfotografie verbirgt sich schlicht die Dokumentation eures Familienlebens. Soll heißen: Die Fotoprofis halten euer Familienleben fest, ohne dass sie ins Geschehen eingreifen, etwas wegnehmen oder hinzufügen oder irgendwelche Anweisungen geben.

Soll auch heißen: Die Doku-Fotograf:innen wollen einfach eure Geschichte erzählen. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Dazu gehört auch, dass wir ohne (Vor-)Urteile zu euch kommen und dort alles genau so lassen wie es ist. Alles darf sein: der Wutanfall des Zweijährigen, null Bock bei der Elfjährigen und die zwei Millionen durcheinandergewürfelten Schuhe im Flur. 

Es ist egal, ob sich bei euch gerade geliebt oder gestritten wird, ob Halli Galli oder Rückzug angesagt ist und ob die Cornflakes direkt aus der Packung gegessen werden. Wir wollen die ganze Bandbreite mit all den kleinen Facetten, charmanten Details und Momenten festhalten. Echt, respektvoll und auf Augenhöhe. Und keine Sorge: Wir haben fast alles schon mal gesehen und kennen das meiste auch aus eigener Erfahrung mit unseren Kindern und Familienkonstellationen. We feel you. Und was noch wichtiger ist: „We see you“.

Bei der dokumentarischen Familienfotografie geht es nicht nur um Momentaufnahmen, sondern auch darum, wie und wo ihr lebt. Wie sieht euer Zuhause aus, wie die Küche, das Kinderzimmer oder Wohnzimmer, in dem ihr viel Zeit miteinander verbringt? Welches sind die liebsten Kinderspielzeuge, gemeinsamen Spiele oder Rituale, die bei euch nicht fehlen dürfen? Muss die Milch immer in das alte Biene Maja Glas oder bekommt der Teddy seinen eigenen Platz am Esstisch? Genau diese Details, die euch heute vielleicht gar nicht auffallen, machen eure Bilder für morgen so konkret und die Erinnerungen später so lebendig. Oder um es mit Wikipedia zu sagen:

“Dokumentarfotografie bedeutet mehr noch als rein künstlerische Fotografie, eine persönliche Bekenntnis des Fotografen. Er zeigt, was er vor Ort mit der Kamera sieht. Sein Blick richtet sich bevorzugt auf das, was ohne Aufhebens geschieht, sich im Alltagsgeschehen oder in ritualisierten Abläufen so offensichtlich unsichtbar gemacht hat, dass es der Wahrnehmung entgleitet. Es sind also meist ungeplante und uninszenierte Szenen, die sich auf diesen Fotos abspielen.” 

Lifestyle Familienfotografie: Bitte recht freundlich.

Der einfache Unterschied zur dokumentarischen Familienfotografie besteht darin, dass die Familie bei einem Lifestyle Shooting Anweisungen von dem Fotografen oder der Fotografin erhält. Und das wiederum hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie ein Foto entsteht. So wird ein:e Lifestyle Fotograf:in den Familien vorab und während des Shootings Tipps zur Kleiderauswahl oder zu fotogenen Aktivitäten geben, Dinge aus dem Weg räumen oder neu arrangieren – und natürlich alle Beteiligten möglichst gut aussehen lassen und immer wieder zum Lachen und Mitmachen animieren. Auf Instagram gibt es zahlreiche B

eispiele für gut inszenierte Lifestyle-Fotos. Dabei geht’s weniger darum, die Lebens-Realität abzubilden, sondern mehr um ein Idealbild von eurer Familie – so hübsch, aufgeräumt und positiv wie möglich. Eben: ins rechte Licht gerückt.

Ihr möchtet ein Beispiel? Gerne. Wie wäre es mit einem Abendessen im Familienkreis?

In der Dokufotografie wird nicht nur alles so abgebildet wie es tatsächlich stattfindet, sondern auch ein besonderes Augenmerk auf das Drumherum gelegt: Wer sitzt wo, was macht die Katze unter dem Tisch, gibt es Krümel, verschmierte Münder, zärtliche Momente, lustige Situationen und Details, die rund um die Szenerie irgendwie bezeichnend sind? Wie sieht der Esstisch davor und danach aus? Was passiert neben der reinen Nahrungsaufnahme sonst noch so?

Der/die Lifestyle Fotograf:in rückt vielleicht den Tisch im Esszimmer erstmal vors Fenster, setzt die Familienmitglieder vielleicht auf andere Plätze oder fragt direkt, ob ihr nicht auch in der Küche essen könnt, weil da das Licht besser ist. Die Stifte, die noch in einer Ecke des Tisches liegen und die ungeöffnete Post werden weggeräumt oder durch einen lässigen selbst gepflückten Blumenstrauß ersetzt.

Nach der Lifestyle Fotosession habt ihr auf jeden Fall Familienfotos, die optimal ausgeleuchtet sind, die aber vielleicht Situationen zeigen, die im echten Leben bei euch ganz woanders und anders stattfinden.

Und was ist mit Homestorys?

Der Begriff selbst sagt noch nicht aus, ob es sich um ein dokumentarisches Familienshooting oder eine Lifestyle Session handelt. Das müsst ihr dann vorab noch klären, um Missverständnisse zu vermeiden. Mit Homestory ist erst einmal nur gemeint, dass die Familienfotos bei euch zuhause gemacht werden. Ihr müsst also nirgendwo hin fahren für das Shooting und werdet in eurem „natürlichen Lebensraum“ fotografiert. Wie natürlich dieser dann am Ende ist und wirkt, hängt vom Foto-Stil und dem bzw. der gewählten Fotograf:in ab (siehe auch oben den Unterschied zwischen Dokufotos und Lifestyle Bildern).

Was ist mit dem klassischen Familienfoto?

Vielleicht seid ihr jetzt genauso überzeugt von der dokumentarischen Familienfotografie wie wir, könnt euch aber noch nicht so ganz vom Wunsch nach einem klassischen Familienportrait verabschieden? Müsst ihr auch nicht! Wenn ihr gerne ein Bild hättet, auf dem alle versammelt sind und in die Kamera schauen, dann machen auch die dokumentarischen Familienfotograf:innen das natürlich sehr gerne für euch – auch wenn ihr solche Fotos nicht in unseren Portfolios findet. Nur: die Windmaschine und den Weichzeichner lassen wir trotzdem daheim.

Auf ein Wort: Familienreportage

Eine Familienreportage ist zunächst einmal (wie jede andere Reportage auch) eine journalistische Begleitung der stattfindenden Ereignisse – durch einen Fotografen oder eine Fotografin.

Deshalb verstehen wir unter einer Familienreportage ein neutrales, authentisches und ungestelltes Festhalten dessen, was in und mit eurer Familie passiert. Ohne Wertung und Inszenierung. Aber mit Fingerspitzengefühl und Verantwortungsbewusstsein.

In diesem Sinne kann eine Familienreportage eigentlich nicht von einem Lifestyle-Fotografen angeboten werden, aber da die Definitionen auseinandergehen, ist es gut, wenn die Familien selbst Bescheid wissen und entscheiden können was sie wie umsetzen möchten.

Entscheidungshilfe gefällig?

Die Fragen, die Ihr euch stellen könnt, bevor ihr ein Familienshooting bucht: 

  1. Woran möchte ich mich später selbst gerne erinnern? 
  2. Was möchte ich meinen Kindern an Erinnerungen mitgeben?

Oder anders: Was soll in Jahren und Jahrzehnten wieder präsent sein, wenn ihr die Bilder anschaut? Der Moment selbst oder das, was der Fotograf oder die Fotografin zu euch gesagt hat? Die dokumentarische Familienfotografie steht für ein neues Familienbild. Mit all seinen Facetten und all der Kraft dahinter. Und die kann übrigens nicht nur tief berührend, sondern auch extrem entspannend wirken.

 

Die Fotos im Artikel sind (in der Reihenfolge von oben nach unten) von Karo Vitellaro (Titel), Tobias Löhr, Nina Riehl, Katrin Küllenberg, Franziska Nauck und Frieder Kremer.

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