Der Dezember und spätestens der Januar ist für Fotograf:innen häufig ein etwas ruhigerer Monat. Es bleibt Zeit, das Jahr Revue passieren zu lassen und das kommende vorzubereiten. Wir haben uns im doku.kollektiv umgehört und Tipps zusammengetragen, was du am Jahresende...
15 Fragen an Tabea Hörnlein & ihr voller Einsatz bis zum Hosen-Riss
Wer sind wir? Was tun wir eigentlich und warum? Doku-Was? Damit du unsere Mitglieder aus dem doku.kollektiv noch besser kennenlernen kannst, stellen wir dir in den doku.blog Interviews unsere tollen Familienfotograf:innen vor!
Welche Beweggründe gab es für sie, den dokumentarischen Weg der Fotografie zu gehen? Was ist schon mal schief gegangen? Und wer steckt hinter dem:r Fotograf:in, die du in euren Familienalltag einlädst?
Wir haben unseren doku.kollektiv Mitgliedern genau diese und weitere spannende Fragen gestellt. Heute mit Tabea Hörnlein, Familienfotografin aus Dresden:
Beschreib dich in 3 Worten…
Beobachtend, begleitend, fragend.
Wie bist du zur Doku Fotografie gekommen?
Auf den Begriff durch eine Google-Recherche im Anschluss an eine intensive Sommerakademie-Fotokurs-Reportagewoche. Zum Genre an sich durchs Machen in der eigenen Familie.
Was bietest du alles an und was machst du davon am liebsten & warum?
Ich biete Wochenbettreportagen, sowie Reportagen von ganzen und halben Tage an. Ich liebe die langen Formate, weil ich erst dann richtig in den Familien ankomme – und die Familien bei mir. Erst dann finde ich die Erzählung vom Heute, ohne viel dazu dichten zu müssen. Alles entfaltet sich einfach entspannter. Zeit zu geben, Zeit zu haben ist mir in meiner Arbeit wichtig.
Was ist für dich das besondere am dokumentarischen Ansatz in der Fotografie?
Das wir etwas unsere Aufmerksamkeit schenken, von dem wir wissen, dass es erst in der Zukunft wirklich bedeutend wird – dem Alltag. Im Hier und Jetzt scheint er uns banal, in der Rückschau erkennen wir, dass er unser Leben ausmachte.
Gibt es ein Ereignis / Kurs / Mensch, der dich auf deinem Weg als Doku Fotograf:in besonders inspiriert hat?
Im Studium saß ich in einer Vorlesung zur Kunstgeschichte und unsere Professorin zeigte Arbeiten der Serie “Ray’s a Laugh” von Richard Billingham.
Dass man Familie als Thema wählen kann, kam mir hier zum ersten Mal in den Sinn.
Dann begegnete mir Nan Goldin und das Thema der gewählten Familie, das Dabeisein und fotografische Festhalten, von dem, was gerade um einen ist. Zu dokumentieren, um auch zu zeigen, was die eigene Wahrheit ist und sich selbst zu spüren.
Daran erinnerte ich mich vor allem in meiner zweiten Elternzeit, als die Tage mit Baby wieder sehr lang wurden. Ich griff seit Jahren zum ersten Mal wieder zu einer Kamera und versuchte einzufangen, was dieses Leben mit Kindern nun ausmacht.
Gibt es eine Situation aus einer Doku Session, an die du dich besonders erinnerst?
Als ich einmal lange mit einer Familie beim Abendprogramm im Bad saß und beobachten durfte, wie – ich kann es gar nicht anders sagen – würdevolle Begleitung durch die Stürme des Waschens und Zähneputzens aussehen kann. Wie Eltern Paar bleiben und sich gegenseitig durch das Toben stützen.
Wurdest auch du mit deiner Familie schon mal dokumentarisch begleitet oder fotografierst du nur selbst?
Wir wurden in den letzten 2 Jahren dreimal dokumentarisch begleitet, immer von einer anderen Fotografin, da ich die unterschiedlichen Sichten der Fotografinnen auf uns wertschätze.
Hat dich in einer Familie etwas schon mal so inspiriert, dass du es in dein Familienleben mitgenommen hast?
Präsent zu sein und Geduld zu haben. Wenn man Beispiele gesehen hat, wie das gehen kann,
fällt es mir auch in meinem Alltag leichter.
Zu welchen Kindheitserinnerungen hättest du gerne Fotos?
Nachmittage mit meiner Uroma, Kartoffelkuchenessen mit meinen Cousinen bei meiner Oma,
das Spielen der Dorfkinder im Wald, mein Kinderzimmer.
Was war dein liebstes Kundenfeedback?
“Ich war sehr berührt, dieser Familie zu zu schauen. Eine Perspektive zu sehen, die man nie selbst einnehmen kann und durch diesen Blick von außen: Dinge wahrnehmen, die ich gar nicht bewusst gespürt habe bzw. die ich im Alltag zu oft nicht mehr wahrnehme. Da ist sooo viel Liebe in diesen Bildern. Und verrückt…die Liebe die ist in kleinen Pistazienschalen die auf dem Wasser schwimmen, in Käfern die auf Arme krabbeln und im müden Blick auf die Hausaufgaben. Das hatte ich kurz vergessen.”
Was war dein größtes Missgeschick vor, während oder/und nach einer Reportage?
Mir ist beim Turnen über die Möbel und dem ständigen Hoch und Runter meine Hose am Hintern aufgerissen.
Wie kann ich mir einen Tag mit dir in meiner Familie vorstellen?
Es ist so einfach wie komplex: Weit im Vorfeld lernen wir uns kennen und reden über eure Tage, was aktuell anliegt und los ist. Dann komme ich zur vereinbarten Zeit und bin da. Wie Besuch.
Ich lerne eure Kinder kennen, sie mich. Wir quatschen. Ich lasse mir alles zeigen und langsam “schleiche” ich mich raus – also hinter meine Kamera – und euer Familienleben übernimmt. Natürlich reden wir auch, aber nicht mehr ganz so viel, wie am Anfang. Wenn ich länger bei euch bin, essen wir gemeinsam. Dann ist die Kamera oft mitten auf dem Tisch. Und irgendwann verabschieden wir uns. Viele Kinder wissen dann oft gar nicht mehr, dass sie fotografiert wurden. Einige Erwachsene auch nicht. Das ist die schönste Rückmeldung. Wenn es nicht mehr um die Fotos ging, sondern um die geteilte Zeit und das ehrliche Interesse aneinander.
Für was kannst du dich abseits der Fotografie begeistern?
Für das Theater. Ich bin Theaterpädagogin und verwickle in ganz unterschiedlichen Kontexten und Formaten Kinder, Jugendliche und Erwachsene ins Spiel. Ich gucke natürlich auch viel selbst. Am liebsten mag ich das Theater für die Allerkleinsten, also für Kinder ab 2 Jahren, weil es ohne Handlung auskommt und eher die Phänomene unserer Welt untersucht, Fragen stellt, als Antworten gibt.
Was hat dich dazu bewogen, im doku.kollektiv dabei zu sein?
Die Überzeugung, dass man in der Gemeinschaft besser wird, als allein.
Wir sind immer auf der Suche nach Inspiration:
Was sollte jeder kennen?
Theater für die Allerkleinsten – It´s a thing!
Und ich liebe: Die Wort-Schatz-Kiste
Tabeas ganz persönliches Plädoyer für die dokumentarische Familienfotografie:
Warum machen wir Fotos? Um die Spuren, die wir zurücklassen wollen, einzusammeln.
Um zu zeigen: Das war einmal, auch wenn du dich nicht daran erinnern kannst.
Unsere Biografien bestehen aus vielen kleinen Momenten im Alltag, hier werden wir als Menschen “gemacht”. Das zu beobachten und wertzuschätzen, wird die Wurzeln eurer Familie sichtbar machen und euren Kindern die Sicherheit über ihre Vergangenheit geben, die sie als Erwachsene brauchen. Macht diese Fotos aus den normalen Momenten nicht nur für euch, sondern auch für diese Erwachsenen, die eure Kinder einmal werden.
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Tabea Hörnlein
01099 Dresden
Day in the Life Reportagen, Familienreportagen, Geburten, Wochenbett
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